Die Kirche St. Karl Borromäus in Nürnberg - Mögeldorf repräsentiert den in der ersten Hälfte des 20. Jh. häufigen Typus der Vorstadtkirche in gemäßigt modernen Formen. Gerade deshalb lohnt es, sich mit ihr zu beschäftigen. Von der großen Zahl ähnlicher Bauten hebt sich der Mögeldorfer Kirchenbau dadurch ab, dass er - ohne großen Schaden über den Krieg gekommen und von unverstandenen und meist unnötigen Modernisierungsversuchen verschont geblieben - in Architektur und Ausstattung ein einheitliches Beispiel eines spätexpressionistischen Kirchenbaus darstellt.
Die klassische moderne Architektursprache, von den führenden Architekten in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg entwickelt, fand mit wenigen Ausnahmen im Kirchenbau der Zeit keine Verwendung. Doch war man auch hier der permanenten Wiederholung historischer Stilformen müde geworden. Gleichzeitige religiöse Reformbemühungen aufgreifend, versuchte man einerseits zu den einfachen Formen frühchristlicher Kultbauten zurückzukehren, andererseits Ausdrucks- und Formmerkmale des deutschen Expressionismus auf die Architektur zu übertragen, um so eine Steigerung des Kirchenbaus zu erreichen. Kennzeichen für diese Architektur sind vor allem spitze Bögen, die aber nun nicht mehr als gotische Form konstruiert und mit Maßwerk gefüllt werden, sondern in wuchtigem, meist unprofiliertem Schwung schon am Boden ansetzen. Otto Bartnings unausgeführter Entwurf für eine sternförmige Kirche ist das berühmteste Beispiel für diesen Stil. Dominikus Böhm setzte diesen Stil in seinen frühen Kirchenbauten in gebaute Architektur um. In dieser Tradition, allerdings mit wesentlich gemilderter Formensprache, steht auch St. Karl in Mögeldorf.
Auch die Wandmalerei Paul Thalheimers, der wahrscheinlich vom Architekten vorgeschlagen wurde, fügt sich gut in den Bau ein. Dieselben scharfkantigen, spitzen Formen prägen auch seine Malerei. Wärmer im Ton und weicher in den Formen, wenn auch vom gleichen Zeitgeist geprägt, ergänzen die Wandteppiche das Kirchenensemble.
Es ist ein Glück, dass die Kirche mit Paul Eck in jüngster Zeit einen Architekten gefunden hat, der in die notwendigen Umbauarbeiten den Charakter des Baues aufnehmen konnte und damit kein störendes Element in den Kirchenbau brachte. In dem Versuch, durch Rückgriff auf einfache Gesamtformen und Schärfung der Einzelform zu einer neuen ausdrucksstarken Kirchenarchitektur zu kommen, ist die Kirche St. Karl Borromäus ein gutes Beispiel für den Kirchenbau zwischen den Weltkriegen, und es bleibt zu hoffen, dass der Bau in dieser Einheitlichkeit erhalten werden kann.